Wärmebild-Drohne spürt Energieschleudern auf
 

Schweizer Fernsehen SRF1, Einstein vom 14.03.2013


Mit dem Programm «EnergieSchweiz» unterstützt das Bundesamt für Energie Gemeinden und Städte bei ihren Anstrengungen für mehr Energieeffizienz. Die Gemeinde Rafz ist eine solche «Energiestadt». Bei der Renovation von alten Gebäuden setzt Rafz nun auf eine neue Flugdrohne mit Wärmebildkameras, um bereits aus der Luft den grössten Energieschleudern auf die Spur zu kommen.


Keine Villa Durchzug mehr


«Einstein»: Bei Gebäuden entweicht der grösste Teil der Wärme über die Fassade und das Dach, etwa 40 Prozent. Was kann man durch Sanierung erreichen?

Adrian Grossenbacher: Mit einer umfassenden Gebäudeerneuerung nach heutigem technischen Standard, kann der Energieverbrauch gut und gerne halbiert werden. Wenn man auf Gebäudestandard Minergie setzt, erreicht man sogar etwa 70 Prozent Energieeffizienzsteigerung und mit dem Standard Minergie P ist man gar beim Passivhaus, das durch seine gute Wärmedämmung also gar keine klassische Gebäudeheizung mehr benötigt.




Wo stecken denn die grössten Energiespar-Potenziale?

Vor allem in der Hülle. Durch Dach, Keller und vor allem die Aussenfassade inklusive Fenster wird die meiste Energie verschenkt. Wenn ich im Winter draussen bin, ziehe ich Mantel, Mütze und Handschuhe an, das macht das Gebäude am besten auch.

Welche kleineren Veränderungen kann ich denn vornehmen, die auch ohne Sanierung schon Wirkung zeigen?

Was man im Eigenbau wirklich gut machen kann ist, die Kellerdecke zu dämmen. Dafür braucht es auch keine Profis, da reicht der Gang zum Baumarkt, um sich die entsprechenden Dämmmaterialien zu besorgen. Innerhalb des Daches kann man mit Dämmung  auch etwas erreichen, aber da sollte man sich informieren, wie genau das funktioniert.


Was ist mit den Fenstern?

Das ist etwas, was man nicht im Selbstbau machen kann. Idealerweise erneuert man die zusammen mit der Fassade.

Wärmebrücken – Bauteile, durch die die Wärme besonders schnell nach aussen transportiert wird – sind eines der Hauptprobleme. Durch die Gebäudethermografie können sie gut gefunden werden, ist das die einzige Möglichkeit?

Vor vier Jahren hat die Energiedirektorenkonferenz der Kantone den Gebäudeenergieausweis der Kantone GEAK lanciert und ein ganzes System mit über Tausend Experten in der Schweiz etabliert. Diese erkennen beim Besuch im Gebäude sehr schnell die kritischen Stellen. So kann man sich gut schlau machen, wo das Gebäude energetisch steht. 


Wenn man ein vor 20 Jahren gebautes Haus anschaut, würde es heute wahrscheinlich keine Baubewilligung mehr bekommen. Was hat sich im Energiestandard denn genau geändert?

Zuerst einmal die gesetzlichen Standards. Die von den Kantonen vorgegebenen Energiekennzahlen, die eingehalten werden müssen, sind heute wesentlich tiefer. 1975 hat man vom 22-Liter-Öl-Haus gesprochen, das etwa 220 Kilowattstunden pro Quadratmeter Energiebezugsfläche und Jahr verbraucht. Heute muss das Gesamtgebäude die Vorschriften von 4,8 Litern oder 48 Kilowattstunden einhalten und entsprechend gut gedämmt sein.


Und neben den gesetzlichen Vorgaben?

Häuser im Standardneubau beispielsweise werden extrem luftdicht gebaut, die Wärmedämmung ist rund um das ganze Gebäude sehr gut, Wärmebrücken werden vermieden. Dazu kommen natürlich die Fenster. Vor allem die Luftdichtheit ist heute viel besser, man hat keine Villa Durchzug mehr, wie das früher war. Immer häufiger sieht man Dreifachverglasung. Auch Edelgas in der Mitte, das viel besser abdämmt, als einfache Luft.


Mal angenommen, ich besitze ein Haus Baujahr 1975, das ich energetisch optimieren möchte, wie gehe ich vor?

Unter www.geak.ch gibt es eine ganze Liste von Experten, die Sie nach Kantonen suchen können. Die Experten können einen einfachen Energieausweis erstellen oder einen mit Beratungsbericht, der in drei Varianten aufzeigt, welche Massnahmen man umsetzen könnte, was sie energetisch bewirken, was sie kosten und was für Fördermittel es gibt.


Wie teuer ist denn so ein Gutachten?

Der einfache Energieausweis für ein Familienhaus kostet etwa 400 bis 600 Franken. Der mit Beratungsbericht liegt bei 1500 Franken. Eines der Ziele der Energiedirektorenkonferenz war, dass der Energieausweis erschwinglich sein muss. Einige Kantone fördern das direkt.


Ist auch die Förderung kantonal geregelt?

Das Gebäudeprogramm ist ein nationales Programm, bei dem die Fördermassnahmen gleich sind. Dazu gibt es die kantonale Förderungen und dort ist es natürlich abhängig davon, wie viel Budget zur Verfügung gestellt wird. Zwischen den verschiedenen kantonalen Förderprogrammen gibt es grosse Unterschiede, da lohnt es sich wirklich, den Kontakt mit der kantonalen Energiefachstelle aufzunehmen.




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