Heikle Schweizer Erdöl-Importe

 

Schweizer Fernsehen SF1, Eco vom 05.03.2012


Seit dem Libyen-Krieg bezieht die Schweiz ihr Erdöl nicht mehr hauptsächlich aus Afrika, sondern aus dem Kaukasus. Über 60 % werden aus den beiden Ländern Aserbaidschan und Kasachstan importiert. Auch der Kaukasus ist eine instabile Region, doch die Schweiz hat in ihrer Abhängigkeit vom schwarzen Gold kaum eine andere Möglichkeit.


Schweizer Erdöl-Beschaffung: Kein Platz für Moral


Libyen ist kein gewichtiger Handelspartner mehr für die Schweiz. Deshalb importiert sie ihr Rohöl inzwischen zum Grossteil aus dem Kaukasus. Weniger heikel ist das nicht.


2005 beschaffte die Schweiz fast 80 Prozent ihres Rohöls aus Afrika, 56,4 Prozent davon aus Libyen. Aus dem Kaukasus stammte gerade einmal 5,9 Prozent des Öls. Wenige Jahre später hat sich das Verhältnis umgekehrt. Libysches Öl macht nur noch 4,9 Prozent aus. Dagegen stammen 40,5 Prozent aus Kasachstan, 21,5 Prozent aus Aserbaidschan.

Der Kaukasus spielt eine immer grössere Rolle im Schweizer Erdöl-Geschäft. Erst kürzlich wurde bekannt, dass Aserbaidschan sämtliche Esso-Tankstellen in der Schweiz übernimmt.


Autoritäre Regime

Die Schweiz hat damit von der Schreckensherrschaft Muammar al-Gaddafis zu anderen autoritären Regimen gewechselt. In Kasachstan kam es im vergangenen Dezember zu heftigen Unruhen in der Ölindustrie. Arbeiter demonstrierten für bessere Löhne und gegen Entlassungen. Ähnlich das Bild in Aserbaidschan. Das Land kämpft zudem mit einer grossen Korruption.


«Wenig Platz für moralisch-ethische Überlegungen»

«Wir verkehren auch in andern Bereichen mit Ländern, die keine Musterdemokratien sind», sagt Niklaus Boss von der Erdöl-Vereinigung. Er sieht seine Aufgabe vor allem darin, die Energie-Versorgung der Schweiz zu gewährleisten und Arbeitsplätze zu sichern. «Da gibt es wenig Platz für moralisch-ethische Überlegungen», so Boss.