Atomstrom: Der Kunde hat die Wahl

 

Schweizer Fernsehen SF1, Kassensturz vom 15.03.2011


Die Explosionen in japanischen AKWs beunruhigen viele Schweizer. Schon heute haben Kunden die Möglichkeit, atomfreien Strom zu beziehen. Bislang zeigen viele kein Interesse. Und das, obwohl atomfreier Strom gar nicht viel teurer ist. «Kassensturz» macht den Vergleich.


Die Schweiz gilt als das Wasserschloss Europas. Dennoch gehört sie zu den grössten Atomstrom-Verbrauchern in Europa. Rund 40 Prozent der Elektrizität stammen aus Atomstrom. Doch über die Hälfte der Stromproduktion stellen die Elektrizitätswerke mit Wasserkraft her.


Vorwiegend Atomstrom für Normalkunden

Was viele Kunden nicht wissen: Der Strom aus der Steckdose besteht oft aber hauptsächlich aus Atomstrom. Der Grund: Ein Teil des Wasserkraft-Stroms wird gewinnbringend ins Ausland verkauft.

Eine Umfrage von «Kassensturz» zeigt: Bei den Aargauer Elektrizitätswerken und beim Elektrizitätswerk des Kantons Zürich besteht der normale Strommix aus rund 75 Prozent Atomstrom. Das EKS Schaffhausen liefert Normalkunden sogar 80 Prozent Atomstrom (Merkblatt: Strom-Vergleich).


Basel ohne Atomstrom

Ganz anders hingegen die Stadtwerke von Basel: Die IWB verzichten ganz auf Atomstrom. Auch das EWZ der Stadt Zürich setzt vorwiegend auf erneuerbare Energie. Der Atomstromanteil liegt hier unter 30 Prozent.

Michael Frank, Direktor des Verbands der Elektrizitätsunternehmen, weiss: Die EWs fördern erneuerbare Energien ganz unterschiedlich. Doch er betont: «Die Elektrizitätsunternehmen bieten eine ganze Palette von Produkten an. Strom herkömmlicher Herkunft und auch Produkte, die ausschliesslich Strom aus erneuerbaren Energien garantieren.»


Wasserenergie ist minim teurer

Tatsächlich: Fast alle Elektrizitätswerke bieten ihren Kunden Naturstrom an, der ausschliesslich aus erneuerbaren Energien stammt – die meisten gegen Aufpreis. Die Produkte haben die unterschiedlichsten Bezeichnungen. Die einen garantieren Strom aus Wasserenergie, andere bieten Strom aus Wind- und Sonnenenergie an.

Der Aufpreis ist zum Teil gering: Beim EKZ Zürich bezahlt eine Familie mit einem Verbrauch von 5000kWh für den normalen Mixstrom 880 Franken. Dieser besteht zu 75 Prozent aus Atomstrom. Das Stromprodukt aus reiner Wasserenergie kostet nur 25 Franken mehr pro Jahr.


Der Aufpreis für ein Produkt ohne Atomstrom bewegt sich zwischen ein paar wenigen Franken und rund 100 Franken pro Jahr. Trotzdem sind diese Angebote noch nicht sehr verbreitet. Gesamtschweizerisch wählen nur 16 Prozent der Kunden ein alternatives Produkt. «Der Kunde stimmt jeden Tag an der Steckdose ab, welche Stromproduktion er wünscht», sagt Michael Frank vom VSE.


Atomstrom ja oder nein: Der Kunde entscheidet mit - an seiner Steckdose.